Hallo
zusammen,
heute als Nachtrag zum letzten Post ein wichtiges Thema, das
zwar etwas theoretisch oder auch unwichtig wirken mag, das aber ganz und gar
nicht ist. Zumindest für mich nicht.
Es geht darum, dass die Geisteshaltung
einen sehr stark beeinflusst. Soweit, so gut. Ist wohl nicht sehr überraschend,
dass sich je nach Gedankenwelt auch die Haltung ändert und man andere Sachen für
wichtig erachtet, je nachdem, was man gerade „im Kopf hat“.
Dass es aber zwei
verschiedene Arten von Mentalitäten (= Geisteshaltungen, laut leo.org) gibt, die
sich grundsätzlich unterscheiden und die das ganze Leben bestimmen, vielleicht
eher. Allein bestimmen natürlich auch nicht, aber großen Einfluss hat es
definitiv, welche der beiden Haltungen man grundsätzlich einnimmt.
So, nun
sollte ich einen Schritt zurück gehen, merke ich gerade. Also, gelesen habe ich
über diese beiden möglichen Selbstbildnisse, so heißt es in der deutschen
Übersetzung nämlich wirklich, habe ich gerade nachgesehen, im Buch von Carol
Dweck Mindset — how you can fulfill your potential. Ich habe
das Buch im englischen Original gelesen, weswegen mir die deutsche Übersetzung
nicht so geläufig gewesen ist. Na ja, nicht so wichtig, jedenfalls hat mir das
Buch echt die Augen geöffnet. Die Autorin, eine Psychologieprofessorin, legt
dar, dass es eben diese beiden „Mindsets“ gibt. Das eine nennt sie „fixed“, das
andere „growth“.
Ich übersetze diese beiden Selbstbildnisse nun einfach mal
selbst frei mit „festgelegt“ und „wachstumsorientiert“. Sollte mir eine bessere
Übersetzung einfallen oder ich darüber stolpern, werde ich sie
einpflegen.
Also, auf jeden Fall ist das „festgelegte“ Ich immer auf der
Suche nach der größtmöglichen Anerkennung und hat immer Sorge, es könnte
übervorteilt werden oder schlecht dastehen. Der Fokus liegt hier klar darauf,
wie man auf andere wirkt. Dazu sind viele Mittel recht, z.B. auch Vorspiegelung
falscher Tatsachen.
Im Gegensatz dazu ist das „wachstumsorientierte“ Ich
darauf aus, möglichst viel zu lernen und das Beste aus sich heraus zu holen.
Menschen mit dieser Haltung sind offen für neue Herausforderungen und suchen
kreativ nach Lösungen. Sie glauben, dass die eigenen Fähigkeiten nicht
unveränderlich festgelegt sind, sondern durch Übung wesentlich verbessert werden
können.
Daher werden Menschen, die auf Lernen aus sind, mit der Zeit immer
fähiger, wohingegen Menschen, die auf die maximale Anerkennung und
Schadensbegrenzung aus sind, stetig nachlassen. Dazu gibt es umfangreiche
Studien, von denen einige in oben erwähntem Buch beschrieben sind.
Geprägt
wird die Haltung schon in der frühen Kindheit. Es wurde beobachtet, dass schon
Vierjährige eben diese eindeutigen Unterschiede in der Haltung zeigen. So sind
die einen Kinder darauf bedacht, möglichst das gleiche, gut lösbare Puzzle
wiederholt zu machen, während die Anderen immer nach der nächsten
Herausforderung streben.
Menschen lassen sich in dieser Betrachtung also im
Wesentlichen auf zwei Gruppen reduzieren. Wobei das jedoch von Fähigkeit zu
Fähigkeit auch variieren kann. Auch kann man eine Art Mischform „festgelegtem“
und „wachstumsorientiert“ aufweisen, was aber wohl eher selten ist.
Warum ich
all das schreibe? Weil ich sehr viel über mich gelernt und mich oft ertappt
gefühlt habe. So bin ich in den letzten Jahren sehr viel im „festgelegten“ Ich
hängen geblieben. Diese Erkenntnis hat mich jüngst wie ein Schlag getroffen.
Dafür gibt es Gründe. Zu viel los, zu viel Stress, viel Angst und Ärger. Ich
habe also nach einigem Nachdenken ein Gefühl dafür bekommen, was schief gelaufen
ist. Das ist eine harte Erkenntnis gewesen. Einerseits habe ich dadurch viel
Lebensqualität und Echtheit eingebüßt und andererseits habe ich weniger aus mir
gemacht, als es hätte sein können und habe viele Menschen, die mir nahe stehen,
verletzt.
Seit einigen Monaten komme ich langsam wieder zurück zu der Gruppe
der mit Freude Lernenden. Es ist jedoch ein steiniger Weg. Jedoch, ein auf jeden
Fall lohnender! Gestern ist mir dann durch einen Zufall das Buch von Dr. Dweck
wieder eingefallen und ich habe sogleich angefangen, wieder darin zu lesen. Ich
nehme mir die Zeit, die Worte wirken zu lassen. Oft sicherlich nicht genug und
mitunter dringen sie auch noch nicht tief genug in mich hinein, ihre Wirkung
zeigen sie dennoch.
Da ich von Natur aus ein eher schüchterner, unsicherer
Mensch bin, haben bestimmte Verhaltensmuster eine verheerende Wirkung bei mir.
Ich merke andererseits aber auch, dass ich mich ändern kann. Das wiederum ist
ein tolles Gefühl!
Mit diesen Worten möchte ich diesen Post schließen. Es ist
jedoch sicherlich nicht der letzte dieses Kontexts gewesen. Dazu ist die
Thematik zu wichtig, spannend und interessant.
Einen schönen dritten Advent
wünscht euer
grüner Albatros