Hallo zusammen,
nun ist es gut zweieinhalb Monate her, dass ich meinen letzten Beitrag geschrieben habe. Viel zu lange. Ich habe es einfach nicht geschafft, es ist viel los gewesen und es hat mir mal wieder an Motivation gefehlt. Schade, da mir das Schreiben gut tut, es hilft mir, meine Gedanken zu sortieren und es ist schön, euch an meinem Leben ein kleines bisschen teilhaben zu lassen.
Nun ja, jetzt also der nächste Versuch, wieder mit dem Schreiben anzufangen. Die letzten Monate waren für mich sehr bewegt, sodass es eigentlich genug zu schreiben gegeben hätte. Nur hatte ich einerseits kaum die Ruhe und dauernd anderes im Kopf und andererseits immer noch und immer wieder meine Punkte des letzten Jahres doch wieder oft sehr präsent. In dem, was im letzten Jahr alles passiert ist, steckt so viel drin, von dem ich lernen und an dem ich wachsen kann, dass ich es mich noch eine ganze Weile lang beschäftigen wird. Erst in den letzten Tagen habe ich genug Abstand gewonnen und meine Widerstände genug bearbeitet, um sie soweit loslassen zu können, dass ich jetzt traurig bin oder besser gesagt sein kann. Das ist eine Gnade, die erlösend ist, aber natürlich tut das auch weh, logisch, sonst müsste ich ja nicht trauern. Ich bin traurig darüber, dass etwas kaputt gegangen ist, das mir sehr wichtig und das mich in großem Umfang verändert. Das ist die eine Seite. Die andere Seite, weswegen ich traurig bin, hängt am gleichen Punkt und hat damit zu tun, dass ich nicht erkannt habe, was etwas gewesen ist und ich so dessen Zerbrechlichkeit nicht recht wahrnehmen konnte und wenn, dann konnte ich es nicht dabei bewenden lassen, sondern musste mit dem Kopf durch die Wand und zarte Wurzeln so schädigen, dass ich mit dem Ergebnis nicht mehr klargekommen bin und in der Folge noch mehr kaputt gegangen ist.
Vieles davon ist ganz klar meinem Ego zuzuschreiben, das in manchen Ecken übergroß gewesen ist, um Komplexe und Ängste zu kompensieren. Da sind dann tief sitzende Ängste hochgekommen, die mit meiner Entwurzelung zu tun haben. Ganz arg weh tut mir gerade, dass sich der Mensch von mir abgewendet hat, der sich mir nach langer Zeit des Kennens in einer Weise geöffnet hat, die ich so nicht kannte und die mir viel gegeben hat. Ich habe das Vertrauen einmal zu oft überstrapaziert. Das ganze gegenseitige Verständnis und Vertrauen dem Altar meines Egos geopfert.
Andererseits bin ich langsam dabei, einerseits mir selbst zu verzeihen und andererseits Schuld beim Gegenüber zu suchen, halt die Widerstände loszulassen. Am Schluss war einfach alles zu verstrickt und kompliziert und im Kampf darum, zu mir selbst zurück zu finden, habe ich die Person schlecht behandelt. Das darf ich mir aber nicht weiter vorwerfen, schließlich habe ich das alles nie gelernt und es darum nicht besser hingekriegt.
Jetzt fühle ich wieder die alte Entwurzelung und Haltlosigkeit. Ich versuche, mich nicht gehen zu lassen, sondern mein Leben aktiv zu gestalten und so neue Chancen sehen und ergreifen zu können. Dennoch wünsche ich mir sehr, mit der Person reden zu können. Irgendwann.
Warum hat dieser Beitrag nun die Überschrift, die er hat? Vor ungefähr zwei Monaten war ich in der Kirche und habe mich nach dem Gottesdienst segnen lassen. Vor der Segnung hat man ein Kärtchen ziehen dürfen, mit einer Losung und einem Bibelspruch darauf. Auf der Karte, die für mich gezogen wurde, steht vorn „Verstärker.“ drauf. In den letzten Tagen werde ich oft das Gefühl nicht los, mich damit anfreunden zu müssen, dass ich bei Menschen vorhandene Gefühle und Ängste in mir aufnehme und verstärke, ohne das selbst oft bewusst wahrzunehmen. Daraus werden dann oft schwierige Situationen für beide. Wenn das Gegenüber merkt, dass ich mir viele Gedanken mache und dann Sachen herunterschluckt oder gar schwindelt, ist das zwar sicherlich gut gemeint, aber auf Dauer leider wenig hilfreich, sondern treibt voneinander weg. Das ist bedauerlich, denn das, was verbindet könnte so viel stärker und größer sein, wird dann aber oft von Widerständen überlagert, die durch das gutgemeinte Verschweigen und Distanzieren entstehen.
Nun habe ich einen recht traurigen Beitrag an Ostersonntag verfasst. Die positive Seite daran ist, dass ich lerne. Ich lerne, das Leben zu leben. Mein Leben zu leben. Das toll. Es tut zwar sehr weh, tauschen mit dem, der ich früher war, möchte ich aber dennoch auf keinen Fall. Insofern passt dieser Beitrag eigentlich ganz gut zu Ostern und dessen ursprünglicher Bedeutung.
Ein gutes, offenes Miteinander und ein schönes friedvolles Osterfest wünscht
der grüne Albatros