Was wäre, wenn du dein Potential lebst, statt ins Büro zu rennen? Was wäre, wenn du aufstehst, wenn du Lust hast, statt dich an Pläne zu halten? Was wäre, wenn du dir die Menschen aussuchst, mit denen du zu hast, statt dich damit abzufinden, wer dir die Laune verdirbt? Was wäre, wenn Geld keine wirkliche Rolle mehr spielt, sondern nur mehr das Tauschmittel wäre, das es ursprünglich mal war? Was wäre, wenn Vertrauen die oberste Instanz wäre?
Eine schöne Utopie, die leider genau das bleiben wird? Wie oft hast du es denn schon ausprobiert, hast du dich denn schon darauf eingelassen, den Tanz mit dem Leben statt mit deinem Kopf zu wagen?
Früher war ich anderen Menschen gegenüber so ängstlich, dass ich alles dafür gegeben hab, es „richtig“ zu machen, nicht anzuecken. Wenn ich denn mal ein Wort rausgekriegt hab, war das meistens so stark gefiltert, dass ich allenfalls mich weiter klein gemacht oder vor ich hin gestammelt hab. In letzter Zeit passiert es mir hingegen immer öfter, dass da in dem Moment keine solche Angst vor den Menschen da ist, ich aber trotzdem aus dem Kopf heraus agiere, einfach, weil der halt oft lauter ist und man es wenn viel los oder die Situation schnell ist da einfach manchmal nicht so recht durch kommt. Da darf ich grade manchmal ganz neue oder besser gesagt bisher versteckte Seiten an mir kennenlernen. So ist mir jetzt vor Augen geführt worden, dass ich im Grunde erwarte, dass die Leute zu mir kommen, in Gesellschaften beispielsweise. Andererseits bin ich oft immer noch schüchtern und schaffe es nicht, auf Menschen zuzugehen. Es stimmt eben doch, dass schüchterne Menschen im Prinzip gerne im Mittelpunkt stehen. Ich kann das gerade nicht so gut erklären, spüre aber, dass da was dran ist. An diesem Beispiel merke ich gerade detlich, dass ich mehrere Schichten Ego habe, die in letzter Zeit nach und nach deutlich zum Vorschein kommen, weil ich mich weiterentwickle. Zwar ist das in der Situation manchmal doof und hinterher anstrengend, aber im Grunde ist das voll schön, da immer mehr Facetten zum Vorschein kommen und ich mir immer anschauen darf. Ich darf merken, dass auch mit gelebten Kanten nicht sofort alles gleich kaputt geht. Wie schön. Genauso schön ist es, wenn eine solche Schicht nicht mehr so viel Macht hat. So findet Entwicklung anscheinend statt.
Ich habe Angst. Vor dem, was kommt und vor dem, was ist. Weil mir seit der Lungenentzündung die linke Seite getriggert ist, weil ich eine Schluckstörung habe, weil immer wieder Chaos ist, weil ich immer wieder verunsichert werde wegen körperlicher Symptome, weil mich das Assistenzthema immer wieder herausfordert, weil ich immer an mir zweifle und weil ich doch vor einem Jahr meinen Job gekündigt habe und keine Ahnung, wie es weiter geht. Aber wisst ihr was? Im Grunde weiß ich, dass alles gut ist und dass diese Angst im Grunde nur ein Überbau ist.
Wenn uns das, was ist, nicht gefällt, ist es ganz schnell nicht das, „was hätte sein sollen“. Woher wissen wir denn, „was hätte sein sollen“ und woher wissen wir, wie viele Gabelungen und Hinweise wir übersehen haben?
Wenn wir unsere Ängste kultivieren, kommt es dazu, dass wir meinen, wir hätten sie im Griff, wären darüber hinweg und müssten uns nicht mehr darum kümmern. Jedoch, selbst wenn sie uns nicht mehr so belasten, weil wir Nischen geunden haben, sie zu umgehen, werden wir durch sie eingeschränkt und können unser Potenzial nicht entfalten. Es hilft nicht: Ängste sind Wegweiser und wir müssen durch, ehe wir uns selbst erkennen dürfen, in aller Pracht und Herrlichkeit. Je mehr Inseln wir uns schaffen, uns auszudehnen, unsere Ängste anzusehen, desto lebendiger werden wir, das ist die gute Nachricht. Wir sind in der Lage, unser Leben neu zu gestalten, über die Schranken unseres Geistes hinauszuwachsen und unsere lange kultivierten Mechanismen anzuschauen und Schritt für Schritt ein bisschen freier davon zu werden. Ich darf das sagen, da ich der wahrscheinlich ängstlichste Mensch auf diesem Planeten gewesen und immer noch bin, wenn ich meinem Kopf freien Lauf lassen und mich soweit darin verliere, dass ich nicht mehr wahrnehme, dass das keine Realität ist. Das genau ist nämlich der Punkt: Ängste sind nie Realität, weil sie immer aus erahrenem in die Zukunft projizieren, was einfach nie stimmig ist. Es kann höchstens sein, dass du die Lektion, die dahinter steckt, noch so sehr brauchst, dass sich die Erfahrung wiederholt. Das genau ist die Krux an der „Komfortzone“ des kultivierens deiner Ängste. Fühl darum deine Ängste, bis du sie so gut kennst, dass du keine Angst mehr davor hast
Warum hat ein Jahr eigentlich 12 und nicht 13 Monate? Ich mein, 13 x 28 Tage = 364 Tage. Das passt doch fast schon. Warum dann so kompliziert? Hat nicht auch eine Mondphase eigentlich 28 Tage?
Wenn mich jemandes Art nervt, mich stört, wie er Fragen stellt, ich Spannungskopfschmerzen kriege, dann heißt das einfach nur, dass wir gerade besser was anderes machen sollten.
Es heißt eben nicht, was wir so gerne daraus machen, dass der andere ein schlechter Mensch wäre oder dass er uns absichtlich nervt. Auch heißt es nicht, dass da nun was ist, was der andere lernen sollte, damit er nicht mehr nervt. Und nein, es heißt auch nicht, dass ich lernen sollte, damit umzugehen. Das hieße nämlich nur wieder, dass ich mich klein mache und das geht nicht mehr.
Ich habe auch keine Verantwortung für den anderen und wenn mein Kopf das noch so laut sagt. Das kann er nämlich ziemlich gut, mein Kopf. Die Frage ist nur, traue ich mich, auf mein Gefühl zu vertrauen und alle objektiven Gründe beiseite zu schieben?