Geburtstag

Hallo ihr Lieben!
Ich möchte gern mit euch meinen ersten Geburtstag feiern.
Am 10.05. letzten Jahres bin ich in Heidelberg von meinen Papa und meiner Schwester abgeholt worden, schwer krank, wie sich heraus gestellt hat. Bis dahin hab ich nicht wirklich kapiert, was Sache ist. Ich war dann noch zwei Wochen bei meinen Eltern und wir haben versucht, meine Erkrankung ambulant zu behandelt. Damals dachten wir noch, ich hätte “nur” eine Lungenentzündung, die man schon ärztlich überwacht mithilfe von Antibiotika behandeln kann. Tja, nur irgendwann ging’s mir so schlecht, dass ich ins Göppinger Kreiskrankenhaus gebracht und dort gleich auf Intensiv gelegt wurde. Dort wurde auch festgestellt, dass ich einen Abszess an der Lunge hatte, was sehr seltenes, womit keiner rechnen konnte. Ich sollte operiert werden, was aber nicht gemacht wurde, weil ich zu instabil war. Da sie mich nicht mehr richtig beatmet bekommen haben, bin ich am 5. Tag nach Tübingen geflogen worden. Dort ist mir gleich die ECMO angelegt worden, eine Maschine, die das Blut extern mit Sauerstoff anreichert. Das ist riskant und gilt als ultima ratio, hat aber bei mir gut funktioniert, sodass meine Werte bald wieder besser wurden. So gut, dass mir die ECMO am 14.06. wieder abgemacht und ich konventionell beatmet werden konnte. Es ging steil bergauf und ich konnte mittels viel Physio aktiviert werden, schon kurz nachdem die ECMO weg war, bin ich die ersten Schritte am Unterarmgehwagen gelaufen. Zwei Wochen später hieß es, meine Lunge funktioniere wieder normal und die Hauptaufgabe sei nun, mich wieder von der Beatmung los zu bekommen. Es war ein Wunder, ich hatte nicht nur zwei oft tödliche Krankheiten überlebt, eine Sepsis und ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS), sondern es sah sogar so aus, als würde ich keine bleibenden Schäden zurück behalten. Nach der Entwöhnung bin ich genau vier Wochen nach meiner Landung auf Intensiv nach Füssen im Allgäu in die dortige Rehaklinik gebracht worden, wo ich drei Monate verbracht habe. Nach dem Höhenflug in Tübingen war das eine sehr gemischte Zeit, in der auch viel alter Scheiß hochgekommen ist. Ende September bin ich dann entlassen worden, zum Entsetzen meiner Eltern mit Magensonde zur Flüssigkeitsversorgung und der Maßgabe, nur Brei zu essen. Am 04.11. bin ich dann wieder in Heidelberg aufgeschlagen, mit mehr Spastik, Brei essend und noch recht unsicher, aber ansonsten soweit in Ordnung.
Inzwischen sehe ich den 28. Mai als so etwas wie meinen zweiten Geburtstag. Der Tag, an dem ich mehr Tod als lebendig nach Tübingen geflogen wurde. Seitdem ist jeder Tag ein Geschenk, den ich immer mehr genießen kann. Deswegen möchte ich diesen Tag gerne mit euch begehen und zwar am Samstag, den 01. Juni und ich würde mich sehr freuen, wenn du kommst.

Alles Liebe,
Jochen

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