Monat: Mai 2019

Ich bin
Rausgefallen
aus der Einheit
Aus dem Gefühl,
dass alles eins ist
Aus der Verbundenheit
Ich bin
Wieder
ein Einzelwesen
Das nicht spürt
das keinen wirklichen Zugang
zu sich hat
das an
alte Verhaltensweisen
Zustände
und Ängste
erinnert wird
Wie konnte das passieren
Ganz einfach
Durch ein Medikament
Ein Medikament
das in den Hirnstoffwechsel eingreift
Ein Versuch
der mich durcheinanderwürfelt
und trennt
Aber
noch bin ich
nicht bereit
aufzugeben
möchte wissen
ob es
mir gelingt
zu mir durchzudringen
trotz des Medikaments

Hallo ihr Lieben!
Ich möchte gern mit euch meinen ersten Geburtstag feiern.
Am 10.05. letzten Jahres bin ich in Heidelberg von meinen Papa und meiner Schwester abgeholt worden, schwer krank, wie sich heraus gestellt hat. Bis dahin hab ich nicht wirklich kapiert, was Sache ist. Ich war dann noch zwei Wochen bei meinen Eltern und wir haben versucht, meine Erkrankung ambulant zu behandelt. Damals dachten wir noch, ich hätte “nur” eine Lungenentzündung, die man schon ärztlich überwacht mithilfe von Antibiotika behandeln kann. Tja, nur irgendwann ging’s mir so schlecht, dass ich ins Göppinger Kreiskrankenhaus gebracht und dort gleich auf Intensiv gelegt wurde. Dort wurde auch festgestellt, dass ich einen Abszess an der Lunge hatte, was sehr seltenes, womit keiner rechnen konnte. Ich sollte operiert werden, was aber nicht gemacht wurde, weil ich zu instabil war. Da sie mich nicht mehr richtig beatmet bekommen haben, bin ich am 5. Tag nach Tübingen geflogen worden. Dort ist mir gleich die ECMO angelegt worden, eine Maschine, die das Blut extern mit Sauerstoff anreichert. Das ist riskant und gilt als ultima ratio, hat aber bei mir gut funktioniert, sodass meine Werte bald wieder besser wurden. So gut, dass mir die ECMO am 14.06. wieder abgemacht und ich konventionell beatmet werden konnte. Es ging steil bergauf und ich konnte mittels viel Physio aktiviert werden, schon kurz nachdem die ECMO weg war, bin ich die ersten Schritte am Unterarmgehwagen gelaufen. Zwei Wochen später hieß es, meine Lunge funktioniere wieder normal und die Hauptaufgabe sei nun, mich wieder von der Beatmung los zu bekommen. Es war ein Wunder, ich hatte nicht nur zwei oft tödliche Krankheiten überlebt, eine Sepsis und ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS), sondern es sah sogar so aus, als würde ich keine bleibenden Schäden zurück behalten. Nach der Entwöhnung bin ich genau vier Wochen nach meiner Landung auf Intensiv nach Füssen im Allgäu in die dortige Rehaklinik gebracht worden, wo ich drei Monate verbracht habe. Nach dem Höhenflug in Tübingen war das eine sehr gemischte Zeit, in der auch viel alter Scheiß hochgekommen ist. Ende September bin ich dann entlassen worden, zum Entsetzen meiner Eltern mit Magensonde zur Flüssigkeitsversorgung und der Maßgabe, nur Brei zu essen. Am 04.11. bin ich dann wieder in Heidelberg aufgeschlagen, mit mehr Spastik, Brei essend und noch recht unsicher, aber ansonsten soweit in Ordnung.
Inzwischen sehe ich den 28. Mai als so etwas wie meinen zweiten Geburtstag. Der Tag, an dem ich mehr Tod als lebendig nach Tübingen geflogen wurde. Seitdem ist jeder Tag ein Geschenk, den ich immer mehr genießen kann. Deswegen möchte ich diesen Tag gerne mit euch begehen und zwar am Samstag, den 01. Juni und ich würde mich sehr freuen, wenn du kommst.

Alles Liebe,
Jochen

Wenn Dämme brechen
Knackt es im Gebälk
Wird es stürmisch
Kennst du
manchmal
deinen Standpunkt
nicht
bist du manchmal
ausgeliefert
darfst du begreifen
dass es
nichts zu kontrollieren
gibt

Sie sagen,
Artane
mache müde
und deshalb
würden es
viele
wieder absetzen
Müdigkeit
ist aber
nicht das Problem
Artane
trennt
dich von dir
lässt dich
nicht mehr
spüren
wer du bist
trennt dich
von deinen
Gefühlen
und lässt
deswegen
deine
alten Muster
wieder aufleben

Manchmal
wird aus einem Nichts
ein Weg
Ein Weg, den zu gehen
sich lohnt
Auch wenn alles unklar
ist
Du weißt
es einfach
Manchmal
wird aus diesem
Weg
wieder
ein Nichts
Am Liebsten
würdest du zurück
gehen
in dein altes
Ich
Du weißt aber
dass das nicht geht
Also
musst du irgendwie
klarkommen
Damit, dass du nicht weißt
und es nicht
fühlen kannst
was viel schlimmer
ist
Du musst vertrauen
dass alles richtig ist
wie es ist

Ein Blatt Papier
Ein leeres
Es weiß noch,
Dass es schon einmal
Beschrieben
War
Jetzt ist es wieder
Leer
Und fühlt
Sich
Einsam
Verlassen
Leer
Es versucht
Sich abzulenken
Was nur
Leidlich gelingt
Insgeheim
Wie in ganz weiter
Ferne
Weiß es noch
Dass es eine Mission
Hat
Aber nun fühlt
Es sich
Leer
Unbeschrieben
Irgendwie
Nutzlos, vergessen

Fühlst du dich lebendig?
Nimmst du wahr, was ist?
Kannst du dem folgen, was dein Herz dir sagt?
Kannst du wahrnehmen, was außerhalb deiner Box stattfindet?
Oder bist du gerade identifiziert mit deinen Gedanken?
Siehst du, wie schön und friedlich alles ist, wenn du dich einlässt?
Kannst du wahrnehmen, dass du gerade identifiziert bist?
Ja? Dann hast du den ersten und wichtigsten Schritt schon getan,
Denn du hast dich dann schon zwangläufig ein Stückchen weit von deinen Gedanken gelöst
Versuche einfach immer wieder, wahrzunehmen was ist, wenn das Gefühl der Zeit stehen bleibt,
Bist du tatsächlich frei
Und du erkennst,
Dass alles richtig ist, wie es ist
Alle Aufgaben, die dir das Leben stellt
Mögen sie auch noch schwer sein
Dienen nur einem Zweck
Deinem Wachstum
und deiner Potentialentfaltung

Alles ist
Derzeit
So chaotisch
So viel
Manchmal
Zu viel
Und djoch
Spüre ich
Wie der Samen
Auf fruchtbaren Boden
Fällt
Wie es allerorten keimt
Wurzeln sprießen
Im Verborgenen
Kaum merklich
Und doch kraftvoll
Alles ändert sich
Ist im Fluss
Wird auf den Kopf gestellt
Umgegraben
Altes kommt zum Vorschein
Neues kommt zum Vorschein
Auf einmal alles
Anstrengend, wunderschön, echt

Man und dann hab ich auch noch durch eine schnelle, förmliche Mail, aus der ich einen echten Absatz rausgestrichen hab, vielleicht noch mehr Schaden angerichtet. Immer dieser Kopf-Scheiß! Manchmal ist es echt zum heulen und manchmal mag ich auch nicht mehr.