Was mache ich denn nun mit der Erkenntnis, dass die Erkrankung letztes Jahr quasi ein Erfahrungstrip wahr? Dass das vielleicht sogar meine Behinderung mit allen Folgeerscheinungen ist? Ich meine, im Endeffekt ist ohnehin alles ein Erfahrungstrip, aber dass das ich das vielleicht alles nur mache, um anderen zu helfen, die sich in ähnlichen Situationen befinden, ist schon harter Tobak und will erstmal verdaut werden. Es fühlt sich aber so gut und so weit an, dass es auf jeden Fall richtig ist. Schluck. Wer kriegt schon auf dem Silbertablett serviert, dass er seit 26 Jahren behindert ist, um irgendwann mal anderen helfen zu können? Und wer schreibt schon vor der schweren, um ein Haar tödlichen Krankheit, dass er sich mit Koma und Leid auskennt? Ich meine, das ist schon ein bisschen gespenstisch: Ich schreibe rund einen Monat, bevor ich mich schwer krank abholen lasse, dass ich die Randerscheinung bin, die für Menschen da ist, denen es richtig schlecht geht. Um aber jemandem wirklich helfen zu können, muss man selbst erlebt haben, sonst ist es doch wieder nur theoretisches Geschwafel. Kaum zu glauben, aber es fühlt sich stimmig an: Ich habe das selbst herbeigeführt, um diese Erfahrung zu machen! Und jetzt? Was mache ich nun mit dieser Erkenntnis? Vermutlich erstmal nichts, außer das Gefühl genießen. Denn das fühlt sich großartig an, wenn ich es mal nicht zudecke. Mehr soll ich vielleicht erstmal auch gar nicht machen. Denn das wäre ja gleich wieder Aktionismus und von dem will und soll ich ja weg. Klappt auch immer besser, trotzdem ich gerade viele Aufgaben gestellt bekomme, die mich beschäftigen, aber nicht mehr so allumfassend wie noch vor kurzem. Ich kann so langsam besser unterscheiden, was gerade dran ist und was nicht. Ist zwar gerade nicht leicht, aber ich merke schon, wie viel Potenzial da drin steckt und wie glücklich es macht, sich nach den Gefühlen zu richten. Zum ersten Mal ein Weg, der nicht immer härter macht, sondern weiter und freier.